Im Jahr 2003 hat der Musikverein Beckum e.V. in Kooperation mit der St. Nikolaus Grundschule Beckum ein neues Unterrichtskonzept ins Leben gerufen. Wir hatten es uns zum Ziel gemacht, bei den Schulkindern der dritten und vierten Klasse die Lust und das Interesse am aktiven Musizieren zu wecken. Die Grundschule in Beckum war damals die dritte Grundschule in NRW, die das Klassenmusizieren in dieser Form angeboten hat. In der Stadt Balve war Beckum lange Jahre der einzige Musikverein, der diese Form des Musizierens praktiziert hat. Mittlerweile haben auch die anderen Musikvereine im Stadtgebiet erkannt, dass der Bläserklassenunterricht an den Grundschulen gut geeignet ist, die Kinder früh für die Instrumentalmusik zu begeistern.
Klassenmusizieren ist eine Lernmethode, die den Musikunterricht in Schulen und Musikschulen lebendig und interessant gestaltet. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei das Musizieren mit Blasinstrumenten vom ersten Takt an im „Orchester“.
Bei den ersten konkreten Planungen, die sich anlehnten an das Projekt „YAMAHA Bläserklasse“, hatten wir nicht mit so einer großen Resonanz seitens der Eltern und Kinder gerechnet. Insgesamt 37 neugierige Mädchen und Jungen der Schuljahre drei und vier wollten dabei sein. Und somit standen wir als Initiatoren dieses Projekts vor den ersten großen Herausforderungen.
Mit Hilfe des Lehrekollegiums, allen voran der damalige Rektor Heinz-Dieter Baumeister, musste der Stundenplan so gestaltet werden, dass die Kinder zweimal in der Woche 45 Minuten Unterricht erhalten konnten. Denn die Methode des Klassenmusizierens sieht von Beginn an 45 Minuten Gruppenunterricht der einzelnen Instrumentengruppen sowie 45 Minuten als Orchesterprobe vor. Die Orchesterprobe wird dabei von zwei Musikpädagogen geleitet.
Um die erforderliche Unterrichtsqualität zu gewährleisten werden die Gruppenunterrichte bzw. die Orchesterproben ausschließlich von erfahrenen Musikpädagogen bzw. Musikstudenten durchgeführt. Auch für sie war es eine neue Herausforderung, nach dieser Methode zu unterrichten.
Das größte Problem ist und bleibt jedoch die Finanzierung des Projekts, denn es müssen immer wieder Instrumente, Instrumentenständer, Notenständer und geeignetes Notenmaterial angeschafft werden, hinzu kommen die laufenden Personalkosten. Diese Kosten werden durch den Musikverein Beckum, dessen Sponsoren sowie durch einen verhältnismäßig kleinen Elternbeitrag getragen. Einzig der Märkische Kreis beteiligt sich als Träger der öffentlichen Hand mit einem Zuschuss an den Kosten. Anträge auf Landesmittel wurden stets von einem zum anderen Landesministerium geschoben. Eine Möglichkeit wäre nur die Ganztagsschule, aber dies können wir in unserem Dorf nicht durchsetzen.
Bei den ersten Planungen zu diesem Projekt haben wir uns ausführlich mit den Ergebnissen der Langzeitstudie von Professor Hans Günther Bastian befasst. In dieser geht es um die Wirkungen von Musik und Musizieren auf die Entwicklung 6– bis 12jähriger.
Das Ensemble-Musizieren fördert danach das Miteinander-Schaffen, das Voneinander-Lernen, das Aufeinander-Zugehen und das Füreinander-Dasein in der gemeinsamen Verantwortung für das Gelingen des Ganzen. So wirkt sich das Musizieren positiv auf die soziale Kompetenz, die Intelligenzentwicklung, die Konzentration und somit auf die allgemeinen Schulleistungen aus.
Viele dieser positiven Dinge haben die Musikpädagogen, aber auch die Lehrer der Grundschule bei ihren Schülerinnen und Schülern festgestellt. Das Interesse der Schulkinder, ein Instrument in der Bläserklasse hier an der Grundschule in Beckum zu erlernen, ist weiterhin enorm groß. Im Durchschnitt beginnen zwischen 80 und 90 Prozent der Schüle einer Klasse damit, ein Instrument zu erlernen.
Seit 2004, also dem zweiten Durchführungsjahr, starten wir jeweils mit der dritten Schulklasse. Nach den Sommerferien beginnen wir mit dem Instrumentenkarussell. Hier können die Kinder bis zu den Herbstferien unter fachkundiger Anleitung alle Instrumente der Bläserklasse ausprobieren. Nach den Herbstferien erhält dann jedes Kind „sein“ Instrument. So können wir zwei Jahre lang während des Schulunterrichts gemeinsam musizieren. Auftrittsmöglichkeiten ergeben sich bei der Einschulung, bei der Verabschiedung der vierten Klasse, beim Schulfest, beim Jugendkonzert in der Hönnetalhalle sowie bei der Einstimmung zum Beckumer Schützenfest am Musikheim. Wenn sich die Kinder nach dieser zweijährigen Orientierungsphase entscheiden weiter zu musizieren, werden sie in das Vororchester integriert. Mit Hilfe der weiteren intensiven Jugendarbeit sichern wir damit auch die Zukunft des Musikvereins, der eine der Säulen des kulturellen Lebens in unserer Gemeinde darstellt.
Die große Resonanz und die Freude der Kinder beim Musizieren mit ihren „eigenen Instrumenten“ spornt uns jedes Jahr aufs Neue an, auch den Kindern zukünftiger Klassen die Möglichkeit zu geben, Musik auf diese Art und Weise zu „erleben“.